Ottobeuren / Norge 2019

Ottobeuren / Norge (Trentino)

Ein Männerwochenende im Allgäu und Kurvenrausch in der Region Trentino

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Unser „Chefplaner“ hatte erneut ein glückliches Händchen. Wieder einmal ist es uns nicht gelungen, zu unserer Wunschzeit in unserem Wunschhotel am Gardasee, geeignete Zimmer zu ergattern. Jedoch, Bernd E. hat ein Top-Angebot bei REWE Reisen gefunden. Hotel Norge, in Norge bei Trentino.
Bernd P. und Willi hatten sich für unsere YOLO 2019 Tour schon früh abgemeldet, an unserem jährlichen Männerwochenende davor wollten die Beiden jedoch teilnehmen.
Also, Fernziel Norge bei Trentino, Männergruppenwochenende auf dem Weg dorthin. Da fiel die Wahl ganz schnell auf das „AKZENT Brauerei Hotel Hirsch“ in Ottobeuren.
Damit wir den ersten Tag nicht komplett auf der Autobahn verbringen müssen, haben wir eine Kurzetappe auf Landstraßen bis nach Goslar vorgeschaltet. Für die Rückfahrt haben wir eine Übernachtung im "Gasthof zum Ritter" in Gögglingen bei Ulm gebucht.
Abfahrt am Mittwoch, das Wetter meint es meistens gut mit uns. Bis auf einen kleinen Schauer bleibt es auf unserem Weg zum ersten Etappenziel, Goslar im Harz, sonnig. Auf kleinen und kleinsten Straßen erreichen wir trocken das Hotel „Niedersächsischer Hof“. Die Zimmer sind großzügig und hell. Das Preis – Leistungsverhältnis stimmt. Der größte Magnet für uns ist jedoch das sehr reichhaltige Frühstück. In der Regel fahren wir am Tag nach der Nacht in Goslar, auf Landstraßen über den Kyffhäuser und dann eine Etappe auf der A7 in Richtung Bayern. Wir sind Fans des Hotels und schätzen diesen ersten Stopp auf unseren jährlichen Touren in Richtung Süden.
Am ersten Abend haben wir das Restaurant, „Das Schwarze Schaf“ direkt am Jakobikirchhof gefunden. Bei tollem Wetter haben wir draußen vor dem Lokal Platz genommen und sehr schmackhafte Speisen genossen. Die Bedienung war außerordentlich freundlich, aufmerksam und humorvoll, genau dass, was eine Gruppe älterer Herren am ersten Abend einer längeren Motorradtour zur Einstimmung gebrauchen kann. Es hat super gepasst.
Achtung, wenn meine Recherchen stimmen, ist „Das schwarze Schaf“ umgezogen in die Spitalstr. 1, also noch näher am Hotel. Das Restaurant wurde in "Schwarzes Schaf" umbenannt. Wir werden den neuen Standort auch in 2020 besuchen.
Als das Restaurant schloss fragten wir nach einem Lokal in der Nähe das noch geöffnet sei. Empfohlen wurde uns die „Musikkneipe Kö“. Wir machten uns dann auf den Weg, der uns erstaunlich weit vorkam. Laut Plan mussten wir nur 400 m zurücklegen, wir haben wohl einen Umweg gefunden. Als wir das Lokal erreichten hatten wir jedenfalls schon wieder Durst. Im Lokal angekommen nahm der Abend sogar noch mehr Fahrt auf, wir konnten unser Glück kaum fassen, in dem Lokal stand ein Kicker.
Wir haben den Abend hier so richtig abgerundet. Müde und bettschwer krochen wir in unsere Kojen und freuten uns auf das verlockende Frühstück.
Wir wurden nicht enttäuscht und machten uns danach auf den Weg nach Ottobeuren.
Unser Ziel in diesem Jahr war für das bevorstehende Wochenende war wieder das „AKZENT Brauerei Hotel Hirsch“ in Ottobeuren. Von Goslar bis Ottobeuren sind wir ca. 650 km gefahren.
Bernd E. scheint ein Wurmloch gefunden zu haben, anders als im letzten Jahr waren wir schon recht früh am Kyffhäuser und konnten bei bestem Wetter die Auffahrt genießen. Nach einer Stärkung zu zivilen Preisen fuhren wir auf Landstraßen weiter in Richtung Süden. Auf den Feldern wurde das Getreide gedroschen. In unserer Region sind die zusammenhängenden Flächen bei weitem nicht so riesig, die hier eingesetzten Fahrzeuge erschienen mir viel größer als zuhause. Die ganze Szenerie war beeindruckend, nicht nur die Flächen und die Fahrzeuge hatten für mich ungewöhnliche Dimensionen, auch die Staubfahnen hinter den Erntemaschinen beeindruckten mich und meine Atemwege nachhaltig.
Weitere Anreise in Kurzform:
Tankstopp und ein wenig Bewegung in Schloßvippach (177 km)
Bei der Anschlußstelle Erfurt Nord auf die A 71.
Pause nach 160 km Autobahn am Rastplatz Lauertal.
Am Dreieck Werntal auf die A 70.
Am Kreuz Schweinfurt / Werneck dann auf die A 7.
Tankpause am Autohof Gollhofen (251 km seit letztem Tankstopp). Kreuz Mimmingen A 96 bis Abfahrt Memmingen Ost.
Tankstopp am Ortseingang Ottobeuren nach 210 km.
Ottobeuren empfing uns mit bestem Wetter und einem Heißluftballon, der uns den Weg zu weisen schien. Der Anblick dieses majestätisch dahingleitenden Fahrobjektes passte perfekt zu meiner Stimmung. „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ und das ist gut so.
Unsere Mopeds durften in der Tiefgarage nächtigen. Das Gepäck konnten wir bequem über einen Fahrstuhl aus der Tiefgarage bis vor unsere Zimmer befördern.
Da meine Kumpels wissen, dass ich des Nachts schnarche, muss ich, bei einer Konstellation von ungerader Teilnehmerzahl immer in das Einzelzimmer. Im letzten Jahr habe ich mir das Zimmer mit Bernd P. geteilt. Sowohl das Zimmer, als auch das Bad waren riesig. In diesem Jahr war mein Zimmer wahrlich klein. Doch es hatte ein paar, unschätzbare Vorteile. Ich war zu dem Zeitpunkt noch Raucher, mein Zimmer hatte einen Balkon mit Aschenbecher, zum Einschlafen konnte ich das beruhigende Wasserrauschen des Brunnens hören und morgens, drang das Glockengeläut nur sehr leise in mein Zimmer.
Unser Buchungspacket beinhaltete für den ersten Abend ein Menü. Also duschen, umziehen, ab nach unten.
Der Tisch war sehr nett eingedeckt und das erste Bier wurde sehr zeitnah serviert. Läuft….
Am Nebentisch saß eine Gruppe Einheimischer und spielte „Binokel“ wenn ich den Namen richtig verstanden habe. Die Jungs hatten scheinbar auch viel Spaß.
Unsere Laune wurde auch mit jedem Bier etwas ausgelassener. Die Junge Dame, die uns bediente hat uns wiedererkannt. Sie hatte auch im Vorjahr das Vergnügen mit uns. Sie kommt auch aus dem Norden, jedoch weiter aus dem Osten und ist wegen der Liebe nach Bayern gegangen. Sie hat uns umsichtig und freundlich bedient. Immer wieder gern.
Freitag Ottobeuren Rundtour 1 (381 km)

Nach einem ausgiebigen, reichhaltigen Frühstück haben wir uns auf eine Tagestour durchs Allgäu aufgemacht. Bernd E. hatte wieder eine tolle Tour ausgearbeitet. Das erste Highlight war der Hohe Peißenberg. Ein 988 m hoher Berg mitten in einer sonst eher flachen Landschaft. Bernd P. hat versucht uns die Entstehung zu erklären. Ich erinnere nur Eiszeit, also ewig lange her, viel Süßwasser, Schuttkegel und Eisströme gespalten. Wenn Du es genauer wissen möchtest, schau hier nach.(Wikipedia)
Nach der Besichtigung der Kirche und einer Pause auf der schönen grünen Wiese unterhalb der Kirche gings weiter nach Lechbruck am See. Hier ergatterten wir einen Platz an einem sehr kleinen Tisch unter einem ebenfalls kleinen Sonnenschirm. Genossen den Sonnenschein und unser Eis bzw. Kaffee. Ja, im „Eiscafe Venezia“ ließ es sich schon aushalten.
Nächster Höhepunkt, Schloss Neuschwanstein. Wir hatten nicht den Ehrgeiz das Schloss zu besichtigen, einige von uns hatten das schon vor Jahren erledigt. Doch Bernd reizte es, so dicht wie nur irgend möglich an das Schloss heranzufahren. Muss doch irgendwie möglich sein, ist es nicht, haben wir gelernt. Als suchten wir uns, Slalom durch die Asiatinnen fahrend, einen Stellplatz für die Mopeds, um nur mal schnell das obligatorische Foto zu schießen. Geklappt, und weiter.
Eine Streckensperrung durch einen Unfall zwang uns zur Umkehr. Wir ließen das Schloss Linderhof dann aus und fuhren nach Kochel am See, um die Kesselbergstraße einmal hin und zurück zu fahren.
Ich habe vor über 30Jahren, mehrere Tage mit meiner Frau auf dem Campingplatz am Kochelsee gezeltet, immer in der Hoffnung am nächsten Tag, bei trockener Straße, den Kesselberg zu überqueren, doch es hat ununterbrochen geregnet. Trotzdem habe ich den Campingplatz in guter Erinnerung. Es gab dort ein kleines Haus mit einem Gemeinschaftsraum und Gesellschaftsspielen. Dort trafen sich jeden Abend mehrere Motorradfahrer um zu klönen, ihre Sachen zu trocknen, zum Spielen und auf ein Bierchen. Es gab keinen Verzehrzwang, es war sehr einfach, aber urgemütlich. Nach einer unspektakulären Rückfahrt bei bestem Wetter durch das schöne Allgäu erreichten wir voller schöner Eindrücke das Hotel. Wir genossen das leckere Bier aus der hauseigenen Brauerei und genossen unser Abendessen à la Card.
Samstag Ottobeuren Rundtour 2 (190 km)

Vor der Tour hatte ich meinen Jungs immer in den Ohren gelegen, „Wir müssen unbedingt den Riedbergpass fahren…“. Für den Samstag hatte Bernd E., eine Tour ausgearbeitet, die uns über den Pass führen sollte.
Ich habe vor ein paar Jahren mit meiner Familie den Sommerurlaub in Balderschwang verbracht. Wir hatten unsere Motorräder auf einem Anhänger mitgenommen und mit unseren Jungs dort ein paar schöne Touren gemacht. Am meisten hat es mir jedoch gefallen von Balderschwang nach Obermaiselstein zum Einkaufen zu fahren. Sechzig Kurven pro Strecke, also 120 Kurven für einen Einkauf. Das war einfach toll. Wenn ich so etwas Wichtiges wie Nutella vergessen hatte, musste ich gleich noch Mal los. Anders als zuhause habe ich mich dann gar nicht aufgeregt.
Doch heute, da war alles anders. Hinter dem Tunnel in Obermaisenstein war mittlerweile ein Parkplatz angelegt. Den nutzten wir dann für eine kleine Pause und ein Gang ans Wasser der Schönberger Ach.
Kurz nach dem Aufbruch kam jedoch die herbe Enttäuschung. Der Pass war eine riesige Baustelle. Wir führen in einem Pulk von Motorrädern mit 30 km/h den Berg hinauf. Die Straße war zum teil sehr staubig und holprig. Spaß kam da nicht so richtig auf. Erst auf den letzten Kilometern vor Balderschwang ging es dann wieder normal zu. Im „Schwabenhof“, kurz vor Balderschwang, sind wir dann eingekehrt um etwas zu trinken und den kleinen Hunger zu stillen. Der Schwabenhof ist ein unter Motorradfahrern beliebtes Hotel mit einer guten Küche.
Unsere Tour führte uns dann durch Österreich in einem weiten Bogen zurück nach Ottobeuren. Wir fuhren bei bestem Wetter mit super Fernsicht über Hittisau, Doren, Sulzberg, Weiler im Allgäu, Heimenkirch, Wangen im Allgäu und Leutkirch im Allgäu auf kleinen Straßen zurück nach Ottobeuren.

Wir verbrachten unseren letzten gemeinsamen Abend wieder nett bei Bier und Abendessen im Freien und genossen die Abendsonne.

Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege. Bernd P. und Willi fahren zurück nach Stade. Beide haben sich unterschiedliche Strecken ausgesucht. Beide planen eine Übernachtung auf dem Rückweg.

Bernd E., Volker und ich fahren für eine Woche nach Norge. Der Ort liegt in der Nähe von Trentino, etwa eine Stunde nördlich vom Gardasee.
Bernd E. hatte das Angebot des Hotels „Norge“ in einem Prospekt von REWE Reisen gefunden. Die Lage des Hotels spitzenmäßig. Es liegt direkt an einer Straße, die wir schon mehrfach gefahren sind, als wir am Gardasee waren. An manchen Tagen wird die Straße für Oldtimerrennen gesperrt. Die führen dann direkt am Hotel vorbei. Der Preis, sehr angenehm.

Die Anreise am Sonntag (418 km)

Das Wetter meinte es nicht so gut an diesem Morgen. Leichter Nieselregen bei niedrigen Temperaturen. Nun ja, wir starten ja in den Süden, wird schon.

Kaum sind wir unterwegs, da streikt Bernds Navi. „Autobahnen und unbefestigte Straßen vermeiden“ so hatte Bernd das Navi programmiert. Erste Aktion, rechts ab, vorbei an den Resten eines Motorradtreffens mit vielen Autos oder einem Autotreffen mit Motorrädern und dann, unbefestigte Straße als kürzeste Verbindung zur Autobahn.
Aus den erwarteten hundert Metern wurden etliche Kilometer. Hat aber Spaß gemacht. Der Regen ließ auch nach. Am Ende der Strecke begann es sogar zu stauben.

Wir wedelten so durchs Allgäu und hielten zur ersten Pipipause. Ich wählte meinen Haltepunkt jedoch so ungeschickt, dass ich rechts neben mir eine Kuhle hatte. Als ich das Motorrad nach rechts kippen ließ, erreicht ich kein Grund und legte mich langsam aber unaufhaltsam ins Gras. Dumm gelaufen. Wir stellten Das Moped gleich wieder hin und es war nichts passiert.

Bei schönem Wetter tourten wir durch Bayern nach Österreich, vorbei am Haldensee über das Hahntenjoch nach Imst.
Die Pillerhöhe (Piller Sattel) und die Norbertshöhe waren unsere nächsten Ziele. Wir genossen diesen Streckenteil in vollen Zügen. Von Nauders über den Reschenpass, vorbei am Reschensee gelangten wir immer weiter nach Süden. Es wurde immer wärmer und der Verkehr wurde immer dichter. Die Wärme wurde zu einer fast unerträglichen Hitze und der Verkehr entwickelte sich zu einem sehr langen Stau. Wir suchten längere Zeit nach einer Gaststätte um etwas zu trinken, wir hatten das Gefühl zu dehydrieren. Doch es fand sich nichts was irgendwie einladend aussah. In einem kleinen Dorf hielten wir vor einem Gasthaus. Uns wurden Plätze im Freien, in einer Art Glaskasten, zugewiesen, die leider nur sehr spärlich beschattet waren. Meine Motorradhose schien zu glühen. Wir regelten unseren Flüssigkeitshaushalt, jedoch ohne Genuss. Wieder auf den heißen Sitzbänken reihten wir uns wieder in dem Stau ein.
In Anbetracht des Verkehrs änderten wir unsere Route. Wir fuhren über den Gampenpass. Als die Strecke trocken war hatte ich den Eindruck als würden einheimische Motorradfahrer auf Touristen auf zwei Rädern warten, um dann zu zeigen wie der Pass zu fahren ist. Wir wurden von zwei Motorradfahrern jeweils in Situationen überholt, die ich zumindest als extrem riskant einstufte. In beiden Fällen war nicht zu sehen ob es Gegenverkehr gab. Die Italiener haben scheinbar Röntgenaugen oder extremes Gottvertrauen. Als es begann zu nieseln waren die Jungs nicht mehr so schnell unterwegs. Damit hatten sie scheinbar weniger Erfahrung. Die Tour führte uns dann weiter über den Mendelpass, leider wieder bei nasser Fahrbahn. Ein gutes hatte es ja, es war nicht mehr so extrem heiß.
Wir spulten nun die restlichen Kilometer durch die Ebene ab. Eine letzte Pause zwischen reifen Weintrauben und dann genossen wir die letzten, kurvenreichen Kilometer bis zum Hotel. Ich habe die Anreise genossen, war nach den „nur“ 418 km, aber auch froh, im Hotel angekommen zu sein.
Beim Abstellen der Motorräder bemerkte ich, dass der Ventilator meiner Suzi nachlief. Das hatte ich bis dahin nur selten erlebt. Ein Kontrollblick auf den Kühlwasserausgleichsbehälter offenbarte den Grund. Bei meinem Umfaller ist wohl etwas Kühlflüssigkeit ausgelaufen. Der erste Programmpunkt für den nächsten Tag war damit gesetzt.
Montag

Urlaub in Italien, tolle Landschaft, nette Leute und ein gewöhnungsbedürftiges Frühstück. Wir haben es ja so gewollt. Also ab zum Automaten und das Getränk ziehen, das etwas Ähnlichkeit mit unserem Kaffee hat. Etwas das wie ein Brötchen aussieht, oder ein brotähnliches Aussehen hat gesucht und auf das Abendessen hoffen. So nimmt der Tag an Fahrt auf.
Der Himmel spendet noch ein wenig von dem fruchtbaren Nass auf das wir, im Motorradurlaub, gerne verzichten. Wir lassen es uns im Hotel noch ein wenig gut gehen und warten den Regen ab, bevor wir uns für die erste Tour in unserem neuen Revier fertigmachen. Als wir starten sind die Straßen zwar noch nass, aber langsam kommt die Sonne raus.
Wir folgen der Wegbeschreibung des Kellners zur Tankstelle mit Werkstatt, um Kühlflüssigkeit bei meiner V-Strom aufzufüllen.
Da sind sie wieder, die sehr schmalen Gassen in den italienischen Dörfern.
Die Tankstelle haben wir gefunden. Getankt und an der Kasse nach Kühlflüssigkeit gefragt. Leider ernte ich nur Kopfschütteln, das war nicht der Plan. Der Jüngling hinter der Kasse hat aber geschaltet und seinen Boss gerufen. Der lässt sich mein Problem kurz zeigen und verschwindet in einer Garage und kommt mit einer Flasche Kühlmittel und einem Trichter mit einer sehr langen Tülle zurück. Die Länge scheint er ausgemessen zu haben. Ich erreiche gerade eben den Behälter hinter der Verkleidung. Das Kühlmittel aufgefüllt und fertig. Als ich bezahlen will winkt der „Boss“ nur ab und fragt ob ich den Rest aus der Flasche mitnehmen möchte. Ich verneine, denn ich denke das ich nun keine Kühlflüssigkeit mehr benötige. Ich plane nicht, meine Kiste noch Mal umzulegen.

Bernd E. hatte wieder eine tolle Tour ausgearbeitet. Wir erkundeten das nähere Umfeld von Trentino und hatten wieder reichlich Spaß auf unserer „Hausstrecke“. Wir fuhren am Hotel vorbei in Richtung Monte Bondone. In den Kehren hatten wir plötzlich einen Bus aus dem Nachbarkreis unserer Heimat, Rotenburg Wümme vor uns. Es sah so aus, als wenn in den Kehren, immer nur wenige Millimeter Platz zwischen Bus und Asphalt vorhanden waren.

Als wir um den Berg herum waren bogen wir auf der SP 25 in Richtung Garniga Veccia Superiore. Das Highlight des Tages. Herrliche Aussichten in das Tal und die Berglandschaft. Die Straße war sehr schmal und führte in Serpentinen durch ein Waldgebiet bergab. Tolle Strecke, es war schon spät und wir drehten um in Richtung Hotel. Auf dieser kurzen, interessanten Strecke sind schöne Fotos entstanden.
Dienstag

Für unseren zweiten Tag in Norge stand eine Tour zum Manghen an. Kaum ein Pass spaltet die Besucher so sehr wie dieser. Viele finden ihn überbewertet und sogar langweilig. Das kann ich nicht nachvollziehen. Die Straße war in einem sehr guten Zustand und das Wetter zeigte sich auch von der besten Seite. Zuerst führte die Straße durch einen intakten Wald. Leider kamen wir dann in den ehemaligen Wald. Der war Opfer eines Borkenkäferbefalls geworden. Extrem viele Bäume waren grau und umgefallen und lagen grau in der Landschaft herum. Ein wirklich trauriger Anblick. Die Straße führte in kleinen Serpentinen zum Gipfel. Knapp unterhalb des Passes war ein Lokal in dem wir ein paar Cappuccino tankten. Hier entstand mein Lieblingsfoto. Meine Gefühle für diese Tour und den Moment sind auf diesem Foto für mich sehr gut eingefangen.

Auf dem Pass hielten wir noch einmal für ein paar Fotos. Ich unterhielt mich mit einem Rennradfahrer. Vor ein paar Tagen war er auch mit dem Motorrad hier oben, doch war es da sehr kalt und regnerisch.


Ich finde diesen Pass sehenswert, nicht berauschend, aber nicht langweilig. Ich fahre ihn gern nochmal. Die restliche Strecke führte uns, teilweise auf sehr schmalen Straßen durch schöne Landschaften mit herrlichen Ausblicken.
Mittwoch

Die Automatenbedienung am Morgen hat wieder funktioniert und das staubende Etwas mit einer entfernten Verwandtschaft mit Brot hat zu einer gewissen Sättigung geführt. Kurz gesagt, wir hatten ein italienisches Frühstück.
Ein Blick in den Himmel verlieh uns Flügel, in Windeseile waren wir an diesem Tag in den Klamotten und abfahrbereit. Auf kurvenreiche Straßen und Nebenstraßen, vorbei am malerischen Lago di Toblino, erreichten wir den „Bici Grill“ in Brione. Dort genehmigten wir uns unsere tägliche Dosis Cappuccino. Der Cappuccino gehörte zu den Besten in diesem Urlaub. Wir saßen bei herrlichem Wetter auf einer Bank auf der riesigen Rasenfläche und freuten uns über den schattenspendenden Sonnenschirm. Neben der besonderen Qualität haben uns sicherlich auch die tiefen Einblicke in die italienische Mode zu der Rekordbestellung von drei Tassen pro Nase animiert.
So gestärkt machten wir uns auf den Weg in Richtung Deva. Dorthin haben wir 2016 unsere YOLO-Tour gemacht und uns dort sehr wohl gefühlt. Wir fanden einen tollen Platz für unsere Mittagspause. Bänke im Schatten unter Bäumen, ein toller Blick zum Gardasee und unser Lunchpaket vom Hotel, so lässt es sich aushalten.
Die Straße direkt am Gardasee bot uns wunderschöne Sicht auf den See und der Verkehr hielt sich auch in Grenzen. Bernd fand die richtige Abzweigung auf die SP 115, die uns zur SP 38 führte, die spektakuläre Straße durch die Brasa Schlucht.
Direkt vor der Schlucht regelt eine Ampel den Verkehr zu einer Einbahnstraße. Wir kamen dort als erste bei Rotlicht an. Obwohl wir schon mehrfach hier waren bot sich nun das erste Mal die Gelegenheit Fotos zu machen.
Wieder zurück auf der SS 4 bis, folgten wir ihr bis nach Gargnano, um dort auf die SP 9 abzubiegen. Die Straße ist sehr kurvenreich und führt am Lago di Valvestino entlang zur „Osteria Snack Bar Al Muli“ bevor die SP 58 in Richtung Lemprato am Lago d‘Idro abzweigt.
Genuss pur! Leider war die Osteria schon geschlossen. Der selbstgebackene Kuchen dort ist sonst sehr zu empfehlen.
In Piee Vecchina haben wir noch getankt, um dann mit der untergehenden Sonne im Rücken zurück zum Hotel nach Norge zu fahren. Wir ahnten nicht, dass noch ein echter Höhepunkt auf uns wartete. In Villa Bandale fand Bernd die Abzweigung auf die SS 237. Am Lago di Toblino bogen wir auf die SP 84 ab und folgten ihr bis nach Lasino. Von hier an folgten wir der SP 85, einer hervorragend ausgebauten Straße hoch, vorbei am Palon über Monte Bondone nach Norge.
Ein wirklich toller Tag.
Donnerstag

Unser letzter Tag in Norge, Zeit für ein Potpourri der Wünsche. Die Strecke hinter dem Cima Palon, die SP 25 nach Garniga bildete den Einstieg. Am ersten Tag waren wir diese Straße nur zur Hälfte gefahren, weil es schon so spät war. Nun genossen wir sie in vollen Zügen. Spektakuläre Streckenführungen und Ausblicke.
Das wichtigste Ziel an diesem Tag war für uns die Kaiserjägerstraße. Auf dem Weg dorthin hat mir die SP 142 und SP 64 sehr gefallen. Gut ausgebaute, kurvenreiche Straßen unter anderem durch Waldgebiete und schöne, menschenleere Landschaft. Irgendwo in der „Wildnis“ mussten wir die SP 64 verlassen und einer Umleitung auf der SP 136 folgen. Das hat richtig Spaß gemacht. Die Strecke war eine Einbahnstraße, also kein Gegenverkehr, und Kurven, ohne Ende. Wenn die SP 64 an dieser Stelle wieder freigegeben wird, möchte ich lieber wieder die Umleitungsstrecke nutzen.
Im „Albergo Nido Verde“ in Lavarone machten wir unsere Pause um Cappuccino zu schlürfen und heute mal ein Stück Kuchen zu nehmen.
Toll, ich habe mir ein Stück von der wirklich leckeren Schokotorte auf mein T-Shirt gekleckert.
Volker und Bernd konnten es sich nicht verkneifen, in den Schuppen zu luscheren um die Konstruktion am Berg genauer zu inspizieren. Sie schossen dieses interessante Foto. Die Albergo scheint richtig in den Berg gebaut zu sein.

Nächster Stopp am Aussichtspunkt „Belvedere“ an der Kaiserjägerstraße.
Sozusagen gegenüber dem Tal, in das man blickt, liegt „Terme di Vetriolo“. Das war unser nächstes Ziel. Hier hatten wir uns wieder eine Pause verdient. Wir tranken unser letztes Wasser aus dem Lunchpaket und machten uns auf Nebenstraßen auf den Weg zum Hotel.

Auf einem Teilstück kam uns eine größere Gruppe Motorradfahrer entgegen. Einige von denen schnitten die engen Kurven so sehr das wir anhalten mussten, um Kollisionen zu vermeiden. Hirnlose Typen, wenn denen auf ihrer weiteren Tour nichts passiert ist, hatten die einen Schutzengel.
Wir waren danach jedenfalls hellwach.

Den krönenden Abschluss der Tour bildete unsere Hausstrecke zurück von Vela nach Norge.
Freitag

Damit hatte ich nicht gerechnet. Am Morgen unserer Abreise regnete es und die Temperatur war stark gefallen. Es war sehr ungemütlich. Was mir bis dahin noch nicht so richtig aufgefallen war, Ich hatte mir vor der Tour eine neue Motorradhose zugelegt denn ich hatte zugelegt. Die Hose war ein wenig kürzer als das Vorgängermodell. Nun endete die Hose direkt oberhalb meiner Wanderstiefel, die ich zum Bockfahren immer trage. Das Regenwasser lief mir also schon auf den ersten Metern unserer Tour von oben in die Stiefel. Dort blieb es dann auch, die Stiefel sind ja Wasserdicht. Leider tauschte das nachkommende kalte Wasser immer das von meinen Füßen mühsam aufgewärmte Wasser wieder aus.
Typischer Fall von „dumm gelaufen“ und „nicht zu Ende gedacht“.

Bernd hatte eine tolle Tour über kleine Straßen, vorbei an den großen Orten geplant. Bei gutem Wetter bestimmt der Hammer, doch unter den gegebenen Umständen eine Herausforderung.
Auf dem Mendelpass mussten wir warten bis ein Rettungshubschrauber, direkt neben der Straße landete. Weiter auf nasser Fahrbahn überquerten wir schließlich frierend den Mendelpass.
Zu der ausgearbeiteten Tour gehörte auch ein Teilstück, das Parallel zur SS44 kurvenreich über Schenna führte. Irgendwann standen wir vor einem Durchfahrtsverboten Schild, die Hauptstraße führte nach rechts, das war eindeutig die falsche Himmelsrichtung. Wir hatten durch Hunger und Kälte irgendwie einen Zustand erreicht, der uns in unseren Entscheidungen stark einschränkte. Anstatt dem Navi weiter zu folgen sind wir umgekehrt. In der nächsten Gaststätte kehrten wir ein. So ein Glück. Ich war schon weit weg von Wohlbefinden. Ich fror extrem, war nass bis auf die Haut und hungrig. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir in das Lokal hereingelassen werden. Doch ohne Murren wurden wir empfangen und sehr gut bedient. Wir belegten zwei Tische, weil wir unsere nassen Sachen auf mehreren Stühlen verteilen mussten. Unter uns bildeten sich Pfützen und die Polster der von uns besetzten Stühle waren auf Stunden für normale Gäste nicht nutzbar.
Die Wirtin bediente uns freundlich und auch der Koch kümmerte sich rührend um uns. Volker fragte den Koch, eher im Scherz, ob die Bratkartoffeln mit Spiegeleiern oder der Kaiserschmarrn mehr Kalorien hätten. Er blickte in die Runde, dann auf Volkers Teller, er hatte Kaiserschmarrn und zeigte auf die Bratkartoffeln.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den Wirtsleuten im "Wirtshaus St. Urban" in Schenna bedanken. Ich glaube Sie haben an diesem Tag mehr getan als uns mit Essen, Trinken und Wärme zu versorgen. Ich hatte bis dahin noch nicht erlebt, dass Kälte meine Urteilsfähigkeit verändert.

Wir drücken Ihnen die Daumen, dass noch viele Motorradfahrer Ihre Gastfreundschaft genießen werden.
So frisch gestärkt fuhren wir nun zurück zur SS44 und dann hoch zum Timmelsjoch eingehüllt von Nebel, unterhalb der Regenwolken die unablässig ihre kalte Fracht auf uns entluden. Kurz vor dem Tunnel durchstießen wir die Wolkendecke, die uns als Nebel begleitete, die Regenwolken jedoch nicht. Hinter dem Tunnel lagen links und rechts der Fahrspur noch Schneereste. Auf dem Pass legten wir eine kurze Pause für ein paar Fotos ein. Bei vier Grad und Regen war das nicht gerade lauschig aber irgendwie lustig. Denn Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Bis hierher hatten wir die Hoffnung das sich das Wetter auf der anderen Seite des Berges gnädiger zeigte. Doch, leider nein. Aus dem Kurvengenuss den wir hier von anderen Touren kannten blieb leider nur Vorsichtig-fahr-frust.
In Imst hielten wir um zu tanken. Der Himmel war mittlerweile etwas heller geworden und es schien sogar etwas wärmer zu werden. Trotzdem entschieden wir uns gegen das Hahntenjoch und für den Fernpaß. Es ist ja egal, wo man nichts sieht. Tatsächlich begann es dann auf dem Fernpaß auch wieder zu regnen. Auf Bundesstraßen sind wir dann bis zur Auffahrt Nesselwang gefahren. Die Übernachtung hatten wir im „Gasthof zum Ritter“ in Gögglingen bei Ulm gebucht. Den größten Teil der restlichen Strecke bis dahin, fuhren wir auf der A7. Den Gasthof kannte ich. Auf dem Rückweg von Kroatien habe ich schon zwei Mal im Hotel gegenüber, im Hotel Garni „Am Zehnstadl“ genächtigt und im Ritter gegessen. Das Hotel „Am Zehnstadl“ hat eindeutig die besseren Zimmer und vor allem ein exzellentes Frühstück. Die Preispolitik für ein Einzelzimmer ist jedoch leider inakzeptabel. Daher fiel die Wahl auf das „Gasthof zum Ritter“. Bei schönem Wetter kann man im Biergarten mit Blick auf die, an dieser Stelle noch recht schmale, Donau werfen.
Wir durften all unsere nassen Klamotten in den Wäschekeller zum Trocknen bringen und aufhängen.
Die Zimmer waren im Preis- Leistungsverhältnis prima. Das Essen und das Bier lecker. Leider haben wir bei zwei leckeren Schnapssorten die Bestände geplündert. Es war unsere letzte Übernachtung auf der Tour.
Die Entwicklung des Wetters zeigte keine wesentliche Verbesserung. Den Plan, noch eine Übernachtung im Sauerland und Weiterfahrt auf Bundesstraßen, verwarfen wir. Nach einer entspannten Nacht in einem warmen Bett genossen wir das sehr übersichtliche Frühstück, stiegen wir in unsere zum Teil trockenen, zumindest warmen Klamotten und machten uns auf den Weg in Richtung A7. Noch bevor wir diese erreichten, fuhren wir in den ersten Stau.
Von nun an war nur noch Kilometerfressen angesagt. Der einzige Vorteil, das Wetter wurde von Stunde zu Stunde besser. Im Gegensatz zum Vortag konnten wir auch links und rechts der Straße etwas sehen und klapperten nicht mehr mit den Zähnen.