Deutschlandtour 2021

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  • Goslar
  • Weiden i.d. OPf.
  • Rosenheim
  • Leutkirch
  • Aufseß
  • Rohr (Thüringen)
  • Heimfahrt

Vorgeschichte

Diese Zeilen könnte ich mir eigentlich schenken und stattdessen eine Verlinkung auf die Vorgeschichte von der Tour 2020 einbauen.
Corona lässt uns kneifen. Die verschiedenen „Corona-Spielregeln“ in den Hotels stellen schon eine kleine Herausforderung für uns dar, wenn man zwischen den Bundesländern hin und her wandert. Mangelnde Sprachkenntnisse, insbesondere die, der französischen Sprache, haben uns einen Rückzieher machen lassen. Wir bleiben auch 2021 wieder in Deutschland.

Den Termin unserer Tour hatten wir auf den Zeitraum vom 01.09.2021 bis zum 12.09.2021 festgelegt.

Bei der Planung schauen wir gern auf der Internetseite „Braugasthoefe“ nach interessanten Zielen in der Gegend, in die wir gerne fahren möchten.

Die Ziele in diesem Jahr:
- Goslar
- Weiden in der Oberpfalz
- Rosenheim
- Leutkirch
- Aufsess
- Rohr in Thüringen

Diese Ziele ergaben sich aus unserem Interesse an den „Fahr-Landschaften“ und dem Angebot der Übernachtungsmöglichkeiten. Trotz langfristiger Planung waren einige interessante Objekte schon ausgebucht.

Goslar

Start der Tour am 01.09.2021 gegen 10:00 Uhr.
Stade – Goslar 302 km

Wir starten etwas später als gewöhnlich, weil wir am ersten Tag gemütlich über kleine Straßen nur bis nach Goslar fahren wollten. Wenn wir eine Tour in Richtung Osten oder Süden starten, legen wir den Auftakt gern nach Goslar um uns im Hotel „Niedersächsicher Hof“ auf die folgenden Tage einzustimmen.
In dem Hotel fühlen wir uns immer wieder wohl. Die Zimmer sind sauber und gemütlich, das Frühstück ist ein echtes Highlight. Es ist der Grund für unsere Vorfreude und unsere „Wiederholungstaten“.
In diesem Jahr mussten wir jedoch leider, "Coronabedingt", auf das sonst so prächtige Frühstücksbuffet verzichten. Die Alternative, wir wählten aus dem riesigen Angebot unsere Wünsche auf einem „Wunschzettel“ aus und erhielten unsere Zusammenstellung am nächsten Morgen an unserem Platz serviert. Hat perfekt funktioniert und ließ keine Wünsche offen.
Auf unsere Tour 2019 kehrten wir im Restaurant „Das schwarze Schaf“ ein. Es war damals am Jakobikirchhof. Wir haben dort einen wirklich netten Abend verbracht. Das Essen hat uns gut geschmeckt, die Bedienung war zuvorkommend, witzig und nett. Wir erfuhren damals schon, dass das Restaurant umziehen wird. Nun waren wir gespannt auf den neuen Laden und hofften auf eine Neuauflage der guten Erfahrungen von 2019. Leider wurden unsere Erwartungen nicht erfüllt. Das Restaurant hat ein anderes Niveau angestrebt und umgesetzt. Die Speisekarte ist „erlesener“, die Preise deutlich angezogen und die Atmosphäre hat sich von „gemütliche Kneipe“ in, nach unserer Einschätzung „Schickimicki“ verschoben. Wir fühlten uns nicht mehr so als das angestrebte „Zielklientel“, die Lockerheit des damaligen Personals ist einer professionellen Distanziertheit gewichen.
Da das Lokal sehr gut besucht war, an der Qualität des Essens auch wirklich nichts auszusetzen war, geht das Konzept wohl auf. Wir wünschen für die Zukunft alle Gute, doch wird diese wohl ohne uns auskommen müssen.

Wir sind dann auf ein paar Bier in das „Restaurant Café Bar Papillon“, direkt neben unserem Hotel umgezogen. Trotz der späten Stunde wurden wir nett bedient und haben in der Speisekarte durchaus Argumente für einen Besuch als Gäste zum Speisen entdeckt. Ich denke wir kommen wieder.
Weiden in der Oberpfalz

Bernd E. hatte die Anreise nach Weiden (417 km) ohne Autobahnen geplant. Außerhalb der Ferien ist das Durchqueren des Harzes wirklich stressfrei. Keine Staus und richtig gute Straßenverhältnisse. Das Highlight des Tages war die Fahrt über den Kyffhäuser. Wir starten unsere Touren immer an einem Mittwoch um bei der Anreise die Streckensperrungen und die Massen von Mopedfahrern an den Wochenenden zu umgehen. Am Kyffhäuser Hotel haben wir wie immer das obligatorische Gebinde, Bratwurst im Brötchen mit „Ost-Cola“ genossen.
Vorbei an den, im Osten der Republik, sehr großen Feldern, auf denen einige Ernteaktivitäten zu beobachten waren, genossen wir tolle Ausblicke in die Landschaft. Ansonsten verlief die Anreise unspektakulär.
Für unser leibliches Wohl sorgte eine nette Dame in der Bäckerei & Konditorei Böhm in Hirschberg, Brunnenpl. 1.
Auf dem schmalen Bürgersteig stand ein Tisch und drei Stühle. Schnell organisierte sie noch zwei weitere Stühle damit wir Coronakonform im Freien einen Kaffee und den dazugehörigen Kuchen verzehren konnten. Wir waren schon lange auf der Suche nach einem geeigneten Pausenplätzchen. Das äußere Erscheinungsbild und die Enge auf dem Gehweg hat uns erst ein wenig abgeschreckt. Zum Glück waren Hunger und Kaffeedurst doch so ausgeprägt, dass wir dieser Bäckerei eine Chance einräumten. Das war dann unser Glück. Sowohl der Kaffee als auch der Kuchen übertrafen unsere Erwartungen deutlich. Zudem war die Bedienung auch noch sehr freundlich und das Preis-Leistungsverhältnis war perfekt.
Wir genossen die Sonne an der zum Glück nur wenig befahrenen Straße.
In Weiden checkten wir im „Altstadt Hotel Bräu Wirt“ ein. Das Hotel verfügt über eine eigene Brauerei und ein Restaurant. Die Brauerei und das mehrfach DLG-Prämierte Bier waren die Hauptgründe bei der Entscheidung für diese Unterkunft.
Die Zimmer waren sehr groß und sauber. Unsere Motorräder erhielten einen Übernachtungsplatz in der Tiefgarage.
Abladen, duschen, umziehen, Biertrinken und Essen, in dieser Reihenfolge arbeiteten wir uns durch den sehr gemütlichen Abend. Im Außenbereich waren leider alle Plätze belegt. Im Inneren fanden wir noch einen freien Tisch. Es zog zwar wie Hechtsuppe doch das leckere Bier und das schmackhafte Essen sorgten für Wohlbehagen und gute Stimmung. Der am Nebentisch gesprochene fränkische Dialekt verhinderte zwar ein inhaltliches Folgen der Gesprächsinhalte, klang aber wirklich melodisch und interessant.
Tagestour rund um Weiden

Bernd P. hatte sich um die Ausarbeitung einer Tagestour gekümmert. Die Anregungen hat er u. a. aus dem Tourenfahrer erhalten. Umleitungen und Streckensperrungen ließen uns fast verzweifeln, Umleitungen führten zu gesperrten Straßen oder zu erneuten Umleitungen, wir kamen immer weiter von der geplanten Stecke ab.
In der Nähe von Mengersreuth sind wir dann einfach auf gut Glück in eine kleine Seitenstraße abgebogen und haben so eine tolle Streck, über einen kleinen Berg gefunden der uns beeindruckende Blicke in ein Tal ermöglichte.
Auf einem Parkplatz in einem Wald wollten wir die Streckenführung neu überdenken, doch dann kam alles anders. Ich blickte zufällig und verträumt auf meine vorderen Bremssättel und fragte mich ob meine Beläge noch die richtige Stärke für unsere Tour aufweisen. Ich hatte das Gefühl, es könne eng werden. Eine Expertenmeinung schien mir angeraten. Ich bat meine Kumpels die Lage mal einzuschätzen. Bernd E. kommentierte: „Die halten keine 1000 km mehr!“ Das klang besorgniserregend, denn wir hatten in den nächsten Tagen noch mindestens 2000 km geplant und es war Freitag um die Mittagszeit.
Schnell mal das Navi nach einem BMW-Händler befragt. Ein Händler in Schwarzenbach an der Saale meinte ich soll mal vorbeikommen, er kann mir helfen.
Also fuhren wir nach Schwarzenbach zu „Motorrad Guhs e.K.“ Nach ein wenig Wartezeit kam mein Moped auf die Bühne und erhielt die neuen Bremsklötze. Um die deutliche Ansage: „Die Scheiben müssen sehr bald neu“ reicher und um 184 € ärmer verließen wir die Werkstatt. Herzlichen Dank für die schnelle Hilfe an einem Freitagnachmittag.
Wir erhielten noch einen Tipp für ein gutes Eiskaffee. Wir fuhren in das Eiscafe „San Marco“, Schillerpl. 3, 95111 Rehau, leider keine Webseite vorhanden. Die stecken ihre Kompetenz zur Begeisterung der Gäste ins Eis und nicht in bunte Bilder. Angebot reichhaltig, Bedienung nett und zuvorkommend, Preis-Leistungsverhältnis gut.
Nach 256 km haben wir unsere Motorräder wieder in der Tiefgarage abgestellt. Im Anschluss an die Wandlungsphase vom Biker zum Kneipenbesucher trafen wir uns im Restaurant des Hotels, probierten die Weißwürste und testen das Bier noch mal an. Volker hat nach einem alternativen Restaurant gesucht. Da dort auch das gleiche Bier ausgeschenkt wurde haben wir im Ratskeller einen Tisch reserviert. Bevor wir uns trafen hat jeder so seine Dinge erledigt. Ich war Frischgeld ziehen in der Bank und habe dort sehr nette Leute (Wohnmobilisten) kennengelernt. Auf dem Marktplatz, vor dem Hotel haben ich dann Willi und Bernd P. getroffen. Ich hatte keine Idee wie weit es zu dem Lokal ist und fragte ob wir mal losgehen sollten. Bernd und Willi drehten sich nur um und zeigten auf das Ziel, es war direkt gegenüber vom Hotel.
Im Ratskeller wurden wir auf der Speisekarte sehr schnell fündig und entwickelten eine guten Dreht zu unserer Bedienung. Die Dame passte vom Alter her gut zu uns, war sehr aufmerksam und flott unterwegs. Als es in dem Lokal etwas ruhiger wurde, nahm sie sich die Zeit für ein kleines, interessantes Schwätzchen über Geflügelhaltung und andere Themen des Lebens. Danke dafür.
Rosenheim

Der Start nach Rosenheim verzögert sich um einige Zeit. Wir hatten unsere Mopeds bepackt und standen in Motorradklamotten vor der Tür des Fahrstuhls, der uns aus der Tiefgarage ans Tageslicht befördern sollte. Volker zog an der Strippe doch nichts passierte. Der Hotelbesitzer kam angeflitzt. Der Fahrstuhl war ein Stockwerk tiefer, beladen mit einem Auto, steckengeblieben. Hecktisches Treiben setzte ein. Der Hotelier lief immer wieder die Treppe hinunter und wieder herauf, zur Fahrstuhltür und in den Technikraum. Er hat sich wirklich abgemüht. Mehrfach haben wir gefragt ob wir helfen könnten und betont das wir im Urlaub und nicht gestresst seien. Er wollte jedoch so schnell wie möglich, zumindest dem im Fahrstuhl steckengebliebenen Fahrgast befreien.
Wie gut das der Mann nicht klaustrophobisch war. Irgendwann halfen wir dann an der hydraulischen Pumpe mit und es gelang, den Gefangenen zu befreien. Der Wirt lud uns zu Freigetränken ein und so warteten wir auf den Techniker und vertrauten auf seine Fähigkeiten unsere Mopeds bald zu befreien.
Der Notdiensttechniker, es war Samstag kam dann auch und beseitigte das Problem. Wir starteten etwa zwei Stunden später als geplant, doch das war kein Problem, bis Rosenheim waren es nur 310 km.
In Dingolfing haben wir im Eiscafé Verona eine Pause eingelegt und den Marienplatz bewundert. Der Stadt kann man den Wohlstand ansehen. Vermutlich ist das riesige BMW-Werk und die daran hängenden Arbeitsplätze der Grund dafür. Der Inhaber des Cafés hat uns ein paar beeindruckende Zahlen zu den Werken geliefert und uns etwas an seinen Überlegungen zu den Folgen von Corona teilhaben lassen. Er hat das Gefühl, dass die Gäste seit Corona aggressiver geworden sind. Er fand viele Gäste vor Corona entspannter und zufriedener. Wir wünschen ihm, dass seine Gäste wieder zu ihrem entspannten Genuss seiner leckeren Eissorten finden. Nach einiger Zeit erhaschte ich dann den ersten Blick auf die Alpen. Bei jeder Reise in die Alpenregion ist es für mich ein sehr besonderer Moment, wenn ich diese riesigen Berge vor mir auftauchen sehe. Was mir in Bayern noch immer wieder positiv auffällt ist die Sauberkeit der Landschaft und der Ortschaften und der ausgezeichnete Zustand der meisten Straßen. Ich denke, dass ich in Stade noch in einer relativ sauberen Stadt lebe, doch Schmierereien an Wänden und Hinweisschildern finden sich an vielen Stellen. Der Müll der Fastfoodläden zieht eine Müllspur durch den Ort. Die Straßen in unserem Landkreis sind zum Teil in einem extrem schlechten Zustand, einige Streckenabschnitte sind für Motorradfahrer sogar gesperrt weil, insbesondere auf den Moorstraßen, Längsrillen in den Fahrbahnendecken aufgebrochen sind.

Zurück zu dieser Tour. Bernd E. hat eine Route ausgearbeitet die uns wunderschöne Ausblicke auf einige Seen eröffnet. So sehen wir den Obinger See, den Klostersee, den Chiemsee und den Landbürber See. Wir erreichten das Hotel „Happinger Hof“ und waren erstaunt über die Größe des Hauses.

Es war wieder mal sehr warm und wir waren froh unsere Zimmer beziehen zu können und die Nasszellen ausgiebig zu genießen. Mein Einzelzimmer war geräumig, und sauber. Endlich mal ein Zimmer mit einem Schreibtisch und ausreichend Steckdosen um meine Technik (Actioncam-Akkus und Handy) zum gleichzeitigen Laden anzuschließen.
Der Balkon war leider nach Norden ausgerichtet, also kein Blick auf die Alpen, aber bei dem Wetter gern genommener Schatten.

Wir hatten Halbpension gebucht und ließen uns im Restaurant verwöhnen. Die Speisen verdünnten wir mit einem leckeren Kellerbier, welches uns von der aufmerksamen Bedienung zeitnah nachgeliefert wurde. Noch kurz ein Abstecher in die Hotelbar, in der gut gelauntes Personal die Gäste umsorgte.
Nachdem wir in Niedersachsen auf ein Buffet zum Frühstück verzichten mussten, durften wir hier, wie auch schon in Weiden, ein Frühstücksbuffet genießen. Das Frühstück war hervorragend und stärkte uns für den Tag, der mit einer „Rosenheim-Cops Stadtführung“ für uns begann. Die Teilnahme an der besonderen Führung war im Hotelpreis inbegriffen. Volker war der Einzige aus unserer Runde, der die Serie "Rosenheim Cops" noch nicht kannte. Bin gespannt ob er diese „Bildungslücke“ mittlerweile geschlossen hat. :-)
Die Innenstadt ist wirklich sehenswert. Die Führung ist vorzugsweise für echte Fans empfehlenswert.
Am Nachmittag starteten wir dann zur Tagestour in den Süden der Stadt. Die Ziele waren u. a. die B 307 „Tatzelwurmstraße“ und die Privatstraße „Brannenburg – Tatzelwurm“.
Die B 307 ist gespickt mit Geschwindigkeitsbegrenzungsschildern auf 60 km/h. An einer langen Geraden war ein Schild gedreht worden, ob Ende der Begrenzung oder eine Wiederholung kann ich nicht sagen. Am Ende der langen Geraden stand jedoch ein Uniformierter mit einer Laserpistole. Ein Porschefahrear hat die vielen Hinweise der Entgegenkommenden wohl falsch interpretiert. Er hat uns auf der Geraden sportlich überholt um dann vor uns herausgewunken zu werden. Ob er wohl so sportlich gezahlt hat wie er fuhr?
Bei der Durchsicht meiner Videoaufzeichnungen von der Tour ist mir etwas Merkwürdiges aufgefallen.
Kurz vor der Messstelle war ein Verkehrsschild um 90° gedreht worden. Es lässt sich leider nicht erkennen, ob es sich um eine erneute Erinnerung an 60, oder eine Aufhebung der Beschränkungen handelt. Ein Schelm der schlimmes dabei denkt. An dieser langen Geraden ist sicherlich ein Waldkindergarten geplant, ansonsten ist die Wahl genau dieser Kontrollstelle nicht nachvollziehbar.
Leider hatten an diesem Sonnendurchfluteten Sonntag extrem viele Leute auch die Idee ein wenig durch die schöne Landschaft zu cruisen. Das führte zu kilometerlangen Staus in Ortschaften mit engen Durchfahrten und schlug uns mächtig auf die Laune. Einige Motorradfahrerkollegen haben durch Harakiri-Aktionen die Stimmung gegen die Motorradfahrer-Gemeinschaft wieder richtig befeuert. Schade, diese Blindplinsen ballern ein zwei Jahre auf den Straßen rum, bis zum ersten Unfall oder weil dann Kinderwagenschieben angesagt und wichtiger ist. Den Leuten, die seit über 40 Jahren Motorrad fahren und dieses Hobby gern noch weiter genießen wollen, hinterlassen diese Hirnis einen Wald von Verbotsschildern für Motorradfahrer. Nach der doch, zumindest in Teilen frustrierenden Ausfahrt freuten wir uns auf das Menü am Abend und das leckere Kellerbier. Das Menü war keine Offenbarung aber trug zur Verbesserung der Laune bei. Nach dem ersten Bier bekamen wir jedoch die Auskunft das das von uns so geschätzte Kellerbier leider aus sei. Wir stimmten mit den Füßen ab und gingen zu Bett.
Leutkirch

Bei bestem Wetter brachen wir in Rosenheim auf und fuhren ins Allgäu nach Leutkirch ins Hotel „Brauerei-Gasthof Mohren“.
Mein Zimmer war scheinbar relativ frisch renoviert, aber spartanisch eingerichtet. Es begrüßte mich herrlich lichtdurchflutet und, nachdem ich ein bisschen Staub gewischt hatte, war das Zimmer auch sauber.

Im Biergarten genossen wir bei bester Stimmung ein leckeres Kellerbier und stärkten uns mit einer schmackhaften Mahlzeit. Die Speisekarte ist zwar überschaubar, das Essen aber in einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Eine Brauerei befand sich im Nebengebäude, also in Sichtweite. Wir glaubten die Brauerei und der Gasthof gehören zusammen und wir könnten eine Führung bekommen. War leider nicht so.
Das Frühstück war der Tiefpunkt des Tages. Das Buffet so übersichtlich, dass ich in den Nebenraum gegangen bin, um nachzusehen, ob es dort möglicherweise mit der Auswahl weitergeht. Eier, gekocht, gab es nur auf Anfrage, ab der dritten Tasse Kaffee musste dieser bezahlt werden.
Der Aufbau machte einen extrem unprofessionellen Eindruck. Der Mitarbeiter der für das Frühstück verantwortlich war schien seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem Kaffeevollautomaten zu schenken und damit ausgelastet zu sein. Den Rest seiner Fähigkeiten investierte er in einen engen Blickkontakt zu seinem Handy. Möglicherweise war das auch der Grund für die langsamen Bewegungsabläufe. Fazit: „Fehlbesetzung“.
Der Gipfel, die Reservierung des Tisches vom Vorabend wurde zwar zur Kenntnis genommen, konnte uns aber nicht zugesichert werden. Hat auch prompt nicht funktioniert.
Auf das Ziel Leutkirch habe ich mich besonders gefreut. Ich war für die Planung der Tagestour in der Gegend zuständig. Etwa drei Wochen zuvor war ich mit meiner Frau und unseren Motorrädern für zwei Nächte in der Nähe und ich habe eine tolle Tour abgefahren. Die Highlights der Strecke habe ich in meine Tourenplanung übernommen. Auf kleinen und kleinsten Straßen fuhren wir durch Allgäu und genossen die weiten Ausblicke über saftig grüne Wiesen rund um Bad Grönenbach. Vorbei am Niedersonthofener See fuhren wir immer weiter Richtung Süden mit dem Zwischenziel Balderschwang.
Auf unserer Tour 2019 habe ich meine Kumpel überredet den Riedbergpass nach Balderschwang in die Tagestour aufzunehmen. Ich habe von dem Pass geschwärmt, mich riesig gefreut und bei meinen Freunden Vorfreunde gesät. Was für eine Frustration. Die Straße wurde erneuert, war jeweils nur in einer Richtung befahrbar. Wir mussten ewig vor der Ampel warten und fuhren dann Im Konvoi mit gefühlten 30 km/h über den Berg.

In diesem Jahr war die Straße fertig und es gab keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. Da war sie wieder, meine Liebe zu diesem Stück Straße. Wenn man in Balderschwang Urlaub macht und mit dem Motorrad zum Einkaufen nach Sonthofen fährt, erlebt man über 120 Kurven auf dem kurzen Stück. Wenn die Kinder dann feststellen, dass ausgerechnet das Nutella fehlt, ist das ein gefundener Anlass den Spaß zu wiederholen.
Kurz vor Balderschwang ist der „Alpengasthof Schwabenhof“, für viele Motorradfahrer ein Begriff. Es wirbt im Tourenfahrer, und ist ein beliebter Treffpunkt. Hier auf der Terrasse bei einem Kaffee und einem Kuchen die Aussicht genießen, das stärkt die Lebensgeister und füllt den Akku.

Bei der Planung habe ich vergessen zwei Häkchen zu setzen, „Unbefestigte Straßen vermeiden“ und „Gesperrte Strecken vermeiden“. Wir sind teilweise so nah an Wirtschaftsgebäuden vorbeigefahren das wir dachten wir fahren direkt über das Gehöft, zwischen Silohaufen und Schlafzimmer. Von sandigen Hohlwegen ganz zu schweigen. Hat mir insgesamt aber richtig gut gefallen.
211 km Spaß
Am Abend wurden wir dann wieder geerdet. Die Tischreservierung hat wie schon beschrieben nicht funktioniert. War nicht so schlimm, der Tisch den wir bekamen war mindestes genau so gut. Aber, das Bier war aus. Die Brauerei in 20 Metern Entfernung war geschlossen. Nachschub der fehlenden Biersorte in einem Brauerei-Gasthof nicht möglich. Ok, war wieder ein kurzer Abend.
Die „Vorfreude“ auf das Frühstück erschwerte zu allem Überfluss noch das Einschlafen.
Aufseß

Die Straßen in Bayern habe ich ja schon oft gelobt. Leider gehört zu der Instandsetzung auch, dass die Straßen dann gesperrt werden müssen. Davon waren wir leider auf der Anreise nach Aufseß auch betroffen.
Ein kurzer Blick auf die Karte zeigte eine mögliche Umleitung, die kürzer zu sein schien als die extrem Lange, die ausgeschildert war.
Also, kurzentschlossen links ab. Durch ein Wohngebiet in Richtung Wald. Der Straßenbelag wechselte von Teer auf Kopfstein und dann auf Sand und Kies. Die Piste wurde dann auch noch hügelig. Auf einer Lichtung mit einer Kreuzung war die Weiterfahrt in eine Richtung gesperrt. Rechts war keine Sperrung, doch nach hundert Metern endete der Weg auf einer Wiese. Umkehren, an der Kreuzung neu orientieren. Weiter auf dem Waldweg oder umkehren. Ich fand die Auffahrt hierher nicht so toll, ich war für weiter durch den Wald, doch die massive Weigerung eines Mitreisenden ließ nur die Möglichkeit umkehren zu.
Wieder im Dorf angekommen war ich echt froh. So wurde die Anreise, 388 km, kurzzeitig mit etwas Abenteuer gespickt.
Ich hatte ja schon erwähnt das unsere Tourenplanung ein wenig an Brauereigasthöfen ausgerichtet ist. Aufseß wurde 2001 in das Guinnes-Buch der Rekorde aufgenommen. Es war die Gemeinde mit der höchsten Dichte an Brauereien pro Einwohner auf der Welt.
Musste also in der Planung unbedingt berücksichtigt werden.

Gebucht haben wir im „Brauereigasthof Rothenbach“. Komisch, auch Bayern, jedoch ein anderes Corona-Hygiene-Konzept. Schon im Flur wurden wir nach unseren Impfnachweisen befragt. Es gab kein Frühstücksbuffet und die Plätze, auch im Biergarten, wurden erst nach Kontrolle jeweils zugewiesen. Mal eben, meine Kumpels sitzen da schon, ging am ersten Abend nicht so einfach. Das Personal war sehr freundlich und sehr direkt. Für mich nachvollziehbar und OK.

Mein Zimmer war etwas enttäuschend. Eher Dunkel, renovierungsstau im Zimmer und im Bad.
Meine Kumpels waren mit ihren Zimmern sehr zufrieden. Die renovierten Zimmer sind auf einem ganz anderen Niveau.
Das waren jetzt die einzigen, kleinen, Kritikpunkte. Alles Andere hat mir sehr gut gefallen. Das Personal war sehr nett und aufmerksam. Das Essen sehr gut und das Bier lecker und bekömmlich. Es war auch nicht plötzlich leer. ;-)

Obwohl es kein Frühstücksbuffet gab wurden wir reichlich und flott von einer Mitarbeiterin versorgt. Wieder ein Frühstück zum genießen und um über den Tag zu kommen.

Am zweiten Morgen beim Frühstück hatte ich einige Erkenntnisse. Am Nachbartisch unterhielten sich Radfahrer. Auch so eine kleine Gruppe wie wir. Jedoch, die Herren waren so laut, wie Kinder bei einem Kindergeburtstag. Die Gesprächsinhalte, die konnten wir bei der Lautstärke nicht ignorieren, waren politisch. Die Beteiligten waren unterschiedlicher Meinung, vermieden es zwar sich offen zu streiten, doch wurde durch anheben der Lautstärke um die Akzeptanz des Inhalts gerungen. Wie kann man sich schon zu Beginn des Tages die Laune so verderben und das als eine gemeinsame Aktion betrachten?
OK, Radfahrer, Wasser auf die Mühlen meiner Vorurteile…
Jungs, ich bin so froh das Ihr seid wie ihr seid und dass eure Eltern ihren Erziehungsauftrag ernst genommen haben.
Aufbruch zu einer Tagestour durch Oberfranken. Der Planer der Tour hat auch die beiden Häkchen vergessen. Wir sind zwar nur erlaubte Wege gefahren doch landeten wir auf Schotter, auf Sandwegen durch Wälder und Plattenwegen durch Felder. Fahrerisch zum Teil kleine Herausforderungen, ausreichend um den Blutdruck steigen und den Flüssigkeitshaushalt sinken zu lassen. Es waren abwechslungsreiche 190 km in Richtung Nordosten. Der Skywalk am Erlebnisfelsen Pottenstein ist für Leute ohne Höhenangst bestimmt ein sehr lohnendes Ziel. Wir haben es nur von unten, von der Straße aus betrachtet und waren davon und von dem Anblick der Burg Pottenstein schwer beeindruckt.
Wieder im Hotel, verbrachten wir nach dem Frischmachen, einen tollen Abend, zum Glück im Überdachten Teil des Biergartens. Im Laufe des Abends beobachteten wir riesige, sich aufbauende Wolkenhaufen. Im Laufe des Abends haben diese sich entleert und für reichlich Regen in kurzer Zeit gesorgt.
Rohr in Thüringen

Nach nur 131 km erreichten wir in Rohr das Hotel „Zum Kloster“. Ein bei vielen Motorradfahrern aus Werbung in Motorradzeitschriften, bekanntes Domizil.
Willi hat hier 2019 eine Nacht verbracht, als er allein von Ottobeuren nach Hause gefahren ist. Er fand das Hotel Ok und für uns geeignet. Er sollte Recht behalten. Ich fand das Hotel für eine Gruppe wie wir es sind OK.
Wir haben die Mopeds abgeladen und, Bernd E., Volker und ich haben dann noch eine Runde durch den Thüringer Wald gedreht. Die 150 km führten uns über Suhl, Erlau, Schleusingen in Richtung Masserberg. Über Neustadt am Rennsteig auf der L1137 und L1141 zur L2632 nach Schmücke. Auf der L1129 in Richtung Oberhof und über die L3247 nach Zella-Mehlis und dann weiter zurück nach Rohr. Wir genossen die kurvenreichen Straßen durch die ausgedehnten, hügeligen Waldgebiete. Die Straßen sind zwar in einem viel schlechteren Zustand als Straßen in Bayern, doch haben sie ihren eigenen Reiz. Ich kann das hier nicht so in Worte fassen, nur anraten, selber fahren! Wir waren schon häufiger in dieser Gegend, für mich wird es hier nicht langweilig.
Zurück im Hotel, Thüringen, anderes Corona-Hygienekonzept. Kurze Frage, geimpft? Ja, freie Bahn.

Auf der Terrasse genossen wir das Begrüßungsbier und das mitgebuchte Menü. Nach dem Essen wurde es dann doch kühler und wir zogen nach drinnen um. Hier haben wir dann das erste Mal auf unserer Tour Karten gespielt und den Abend genossen.
Am Morgen durften wir dann ein Frühstücksbuffet mit reichlich Auswahl genießen. Nicht der Hammer aber für den Durchschnittsbiker mehr als nur OK.
So gestärkt machten wir uns auf die 282 km lange Tagestour durch den Thüringer Wald. Nach kurzer Zeit begegneten uns Oldtimer auf der Straße. In erster Linie waren es Motorräder und Gespanne. Liebevoll restaurierte Mopeds und Motorräder quälten sich, eine Fahne aus nicht restlos verbranntem Zweitaktgemisch hinter sich herziehend, die Berge rauf. Die Fahrer waren teilweise sogar, passend zum Zulassungszeitpunkt der Fahrzeuge, gekleidet. Lederkappen statt Helme, Leder gefasste Brillen statt Visier, schwarze Lederjacken und Hosen anstatt neonfarbene, an Gummibärchen erinnernde Kombis.
Dafür wurden am Hotel die Tische hergerichtet. Die Oldtimerfahrer trafen sich zum Imbiss am Hotel und wurden dort mit Würstchen und Getränken gestärkt.
An einer Auffahrt war ein Mopedfahrer am Kicken wie ein Großer, er hatte sich schon von allen wärmenden Sachen getrennt. Wir hoffen er konnte noch weiterfahren. Das Wetter war eher durchwachsen. Die Straße teilweise nass und der Himmel grau. In den Dörfern standen viele Leute an der Straße und winkten den Oldtimerfahrern zu. Es war eine tolle Stimmung wahrnehmbar.
Wir erfreuten uns wieder mal an den kurvenreichen Straßen, auch wenn wir von einem kurzen aber heftigen Schauer überrascht wurden. Wir haben nicht damit gerechnet, doch plötzlich riss der Himmel auf, die Sonne schien und trocknete unsere Klamotten wieder ab. Erst kurz vor Erreichen des Hotels gerieten wir wieder in einen Schauer. Wir stellten unsere Mopeds in die große Garage und uns daneben, bis der Regen sich legte.

In trockenen Klamotten nahmen wir unser Menü an diesem Abend im Innenraum. Wir wählten alle die Rinderrouladen. Wenn Du mal dort übernachten solltest, gönne Dir die Dinger. Absolut empfehlenswert. Mir ist zwar unklar wie man so viele Rouladen von gleicher Größe und gleichem Bräunungsgrad so hinbekommt, doch was soll’s der Geschmack war super.
Heimfahrt

Die Planung der Route für die Rückfahrt von Rohr nach Stade habe ich übernommen und bin auch vorne gefahren. Bernd E., unser standartmäßiger „road captain“, ist erst später aufgebrochen und seiner Frau entgegengefahren. Die beiden haben noch ein paar Tage im Thüringer Wald an einer Motorradfreizeit teilgenommen. Die Glücklichen.

Die von mir geplante Strecke hatte eine Länge von 454,5 km und kam ohne Autobahn aus. Das Wetter meinte es gut mit uns und wir kamen gut voran. In der Mittagszeit begannen wir nach einer Einkehrmöglichkeit zu suchen. Der kleine Hunger hatte sich angekündigt. Das Navi zeigte in den kleinen Ortschaften die wir durchfuhren immer wieder Gaststätten an, doch waren diese fast alle geschlossen.
Die für uns in der Jugend so typischen Dorfgasthäuser scheinen ausgestorben zu sein. Der Anblick einiger der aufgegeben und dem Verfall preisgegebenen Gaststätten war berührend und stimmte mich traurig. Bilder von einer Dorfkneipe im Nachbardorf meiner Heimat stiegen in meinem Kopf auf. Mein Freund Arnold und ich haben dort oft zur Feierabendzeit auf dem tiefen Sofa an einem viel zu hohen Tisch gesessen und an unserer Cola genuckelt wenn die Männer von der Arbeit kamen und in geselliger Runde ein Feierabendbier tranken und sich über ihr Tagewerk unterhielten, bevor sie zu ihren Familien nach Hause gingen. Arbeiterromantik, ist das Wort das mir dazu in den Sinn kommt. Wenn die Betreiber starben, wurden die Gaststätten gleich mit begraben.
In Oedelum, einem Ortsteil von Schellerten, habe ich aus den Augenwinkeln wieder ein altes Gasthaus, versteckt hinter einer riesigen Kastanie gesehen. Ich hatte den Eindruck dort gibt es Leben. Wir wendeten und fuhren auf den Hof. Tatsächlich, eine Dame begrüßte uns, sah in unsere hungrigen Augen und meinte, die Küche ist zwar schon zu aber „Currywurst-Pommes“ geht immer. Wir hatten uns tatsächlich am Morgen darüber unterhalten und gescherzt, „Heute essen wir mal Currywurst Pommes“, nun rückte dieses Ziel in Greifbare Nähe. Wir nickten und bestellten noch etwas zu trinken und warteten geduldig unter der Kastanie auf den Gourmetteller.
Lecker, hat gepasst. Auf dem Tisch lag eine Menükarte. „Das Menü für heute habt ihr leider verpasst.“ Wir unterhielten uns mit der Wirtin über die vielen geschlossenen Lokale auf unserem Weg bis hierher und sie erzählte uns dann ihre Geschichte mit diesem Lokal. Ihr Vater hat die Gaststätte, zu der ein sehr großer Saal mit Bühne gehört, bis zu seinem Tod betrieben. Sie hatte schon viele Jahre nicht mehr in dem Ort gelebt. Bei der Beerdigung des Vaters hat sie dann den Leuten aus dem Ort versprochen, für Feiern und besondere Anlässe das Lokal geöffnet zu halten. Nun bietet Sie an besonderen Wochenenden, wie z.B. heute, Kommunalwahlen, ein Menü an und öffnet die Gaststätte. Sie arbeitet dann mit Voranmeldungen. Sie erkannte unser ehrliches Interesse an der Geschichte und zeigte uns denn den Saal der sich über der Gaststätte befindet. Hier scheint die Zeit um 1950 stehengeblieben zu sein. Die Bühne, die Möbel, alles aus einem Guss, alt aber sehr funktional und gepflegt. Hier darf man nichts versuchen zu modernisieren, dann ist der besondere Charme kaputt. Wir drücken der Dame die Daumen für eine Zukunft der Institution.
Frisch gestärkt und ein wenig gebildeter nahmen wir die letzten Kilometer unter die Räder. Es wurde zwar etwas kühler blieb aber trocken. Irgendwie habe ich die Waldgebiete bei Soltau noch nie so bewusst wahrgenommen, an diesem Tag habe ich es genossen. Als ich mein Motorrad abgepackt hatte, setzte der lange erwartete Regen ein. Glück gehabt.

Wieder eine tolle Männergruppentour, super Strecken, schöne Landschaften, extrem viele Kurven, nette Leute, schöne Unterkünfte und prächtige Stimmung.

Freue mich auf die Männertour 2022 und bin gespannt auf welches Ziel wir uns einigen.