Isle of Man
Die Isle of Man ist eine ca. 60 km lange und 40 km breite, in der Irischen See zwischen England/Wales/Schottland und Irland gelegene, Insel. Sie ist bewohnt von ca. 75000 Manx, wie sich die Bewohner selbst nennen. Die Hauptstadt Douglas (knapp 24.000 Einwohner) liegt in einer Bucht und gilt als geschäftiges Zentrum der schönen Insel, mit ihren mittelalterlichen Burgen, der alten Dampfeisenbahn, den viktorianischen Gebäuden und der abwechslungsreichen, unberührten Natur. Interessanterweise ist die Insel zwar britisch, gehört aber nicht zum Vereinigten Königreich. Diese Unabhängigkeit drückt sich auch durch das eigene Geld, welches dem englischen Pfund allerdings sehr ähnlich ist, aus. Manx Pfund und englisches Pfund gelten gleichermaßen auf der IoM, da aber Manx Pfund nur auf der Insel Wert hat, sollte man vor Verlassen der Insel Manx Pfund in englisches Pfund umtauschen. Es gibt sogar ein eigenes internationales Kraftfahrzeug Kennzeichen. ‚GBM‘ steht für ‚Great Britain Man‘. Das Wahrzeichen der Insel sind die drei Beine oder Triskel, ein altes keltisches Sonnensymbol. Die TT wird seit 1907 auf der IoM ausgetragen. Ursprünglich sollte es in Großbritannien stattfinden. Dort herrschte allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein striktes Tempolimit von gerade einmal 24 km/h. Die Isle of Man kannte eine Geschwindigkeitsbegrenzung nicht, so dass die Veranstalter entschieden, das Rennen hier stattfinden zu lassen. Die Besonderheit: Der Klassiker unter den Motorradrennen wird nicht auf einer Rennstrecke, sondern auf normalen Straßen ausgetragen - vorbei an Häusern mit Vorgärten und quer durch idyllische Landschaften. Die Straßen sind überwiegend schmal, hohe Bordsteine auf beiden Seiten sorgen für einen halsbrecherischen Kurs. Immerhin werden die rund 60km in ca. 18min durchfahren, was einer Durchschnittgeschwindigkeit von 200km/hr entspricht! Die Zuschauer können das Rennen hautnah miterleben. Besonders interessante Streckenpunkte sind mit Namen versehen, wie z.B. Ballaugh Bridge (Links-Rechts Kombination mittendrinnen eine huckelige Brücke) oder Gooseneck (kurviger Streckenabschnitt). Für die Dauer des Trainings oder Rennens sind die entsprechenden Straßen verständlicherweise gesperrt, was zu nicht unerheblichen Einschränkungen der Mobilität auf der Insel führt. Jedes Jahr treffen sich auf der IoM bis zu 40000 Motorradfahrer um der TT, dieses Jahr vom 28. Mai bis zum 10. Juni 2005, beizuwohnen. Entsprechend verwundert fielen die Kommentare meiner Kumpel aus, daß ich norddeutscher, meist ruhiger und gesetzter mitvierziger Familienvater mich in dieses Getümmel stürzen wolle. Doch selbst der Hinweis, die fahren doch alle auf der falschen Seite - britischer Linksverkehr eben – konnte mich nicht davon abbringen. Wohl jeder Motorradbegeisterte hat schon davon geträumt einmal bei der TT auf der IoM dabei zu sein. So zögerte ich (Yamaha XJ 900 S) nicht lange als sich mir die Gelegenheit bot mit Matthias (Yamaha XV1000), Andy (Honda CBR1000RR), Marek (Kawasaki XS650) dem Alltag in Stade bei Hamburg durch einen Kurztrip zur TT vom 2. – 8. Juni zu entfliehen. Wie konnte es anders sein, wenn man Richtung Groß Britannien fährt, muß es regnen. So war es leider auch am Tag unserer heiß ersehnten Abreise (Donnerstag) und wir waren froh den Komfort der P & O Northsea Ferries Fähre ‚Pride of Rotterdam‘ zu genießen, als diese am 2. Juni (Do.) gegen 21:00 Uhr in Rotterdam die Leinen los machte. Die Regenwolken waren inzwischen der Sonne gewichen und wir genossen die sinkende Sonne auf dem Deck mit einem erfrischenden Bier. Auf der Autobahn in Holland wurden wir noch fernsehreif von einer Staatskarosse mit Motorrad-Eskorte von der Überholspur verjagt. Ein Motorradfahrer der voranfahrenden, platzschaffenden Eskorte machte durch seine Gestik uns unmissverständlich klar, daß wir tunlichst auf der rechten Spur zu bleiben hätten. Ob er etwa glaubte wir wollen nicht auch schnell ans Ziel? Ausgeruht dank einer ruhigen Überfahrt in einer Vier-Bett Kabine mit Dusche/WC und gestärkt durch ein reichhaltiges Abend- und Frühstücksbuffet warteten wir nervös am nächsten Morgen gegen 9:00 Uhr (Freitag, local time = MESZ – 1h), wann endlich in Hull sich der Bauch der Fähre öffnet und uns in den Linksverkehr in Richtung nächstes Etappenziel Heysham entläßt. Der Himmel war bedeckt und wie erwartet ungewohnt war dann auch zunächst der Linksverkehr, erst recht wenn man wie in Hull, gleich mehrere der in Groß Britannien so beliebten Kreisel durchfahren muß. Gut ist aber, wenn auf den Straßen reger Verkehr herrscht. So gibt es immer jemanden an dem man sich orientieren kann. Am Ende unseres Trips war sogar der Linksverkehr eine Selbstverständlichkeit und wir hatten die Vorzüge des fließenden Verkehres durch die Kreisel liebgewonnen. Waren mit der ‚Pride of Rotterdam‘ schon einige Motorradfahrer unterwegs, so war die Fähre ‚Lady of Mann‘ der Steam Packet Company von Heysham nach Douglas mit Motorradfahrern total überfüllt, als diese gegen 15:00 ablegte. Mangels ausreichender Sitzplätze verbrachten viele Reisende, wie wir leider auch, die 3.5 stündige Überfahrt auf dem Deck sitzend oder liegend. Gott sei Dank war es inzwischen ein richtig schöner sonniger Tag geworden. Spätestens jetzt wurde sichtbar warum es sich empfiehlt rechtzeitig, was heißt mindestens ein halbes Jahr vor Reiseantritt, zu buchen. Die Motorräder wurden zum Teil in dreier Reihen nur mit Stricken gesichert. Es war so eng daß man nur mit Mühe zu seinem Motorrad kam. Als Andenken hat jetzt die Verkleidung meiner XJ-900S eine Schramme. Auf der Fähre kann man auch das Official Programme der TT kaufen, um sich über die TT vorab zu informieren. Was es bedeuted, während der Renn-/Trainingszeiten auf der IoM unterwegs zu sein, erfuhren wir dann auch bei unserer Ankunft in Douglas. Da gerade auf dem Rennkurs trainiert wurde und unser Campingplatz Cronk Dhoo direkt an der Rennstrecke bei Greeba lag, mußten wir warten bis das Training vorbei war. So hieß es bereits am ersten Abend erst einmal Rennatmosphäre zu schnuppern, was wir bei ‚Quarterbridge‘, einer 90° Rechtskurve in Douglas taten. Dieser Punkt ist sehr beliebt wegen der Nähe zum Stadtzentrum und wohl auch wegen des Pub’s. Hier gönnten wir uns dann auch erst einmal einen großen ausgezeichnet schmeckenden CheeseBurger zum Abendbrot. |
Angekommen in Douglas bummelten wir noch ein wenig durch die Fussgängerzone und gönnten uns dort noch einen doppelten Cheeseburger mit Chips. Leider war damit unsere Zeit auf der IoM so gut wie abgelaufen. Unsere Gedanken kreisten schon um die Vorbereitungen der Abfahrt frühmorgens am nächsten Tag. So war für uns um 5:30Uhr am Dienstag die Nacht zu Ende, gegen 7:00Uhr wollten wir bei der Fähre sein. Auf der Fähre angekommen suchten wir uns diesesmal gleich einen Sitzplatz. Die Fähre war voll, aber nicht überfüllt wie bei der Anreise. Bei der Rückfahrt in strahlendem Sonnenschein durch England ist dummerweise die XJ-1000 von Matthias liegen geblieben. Da wir die Maschine nicht flott kriegten, mussten wir sie notgedrungen stehen lassen. So hieß es Gepäck verteilen und Matthias als Sozius mitnehmen. Der ADAC in Verbindung mit dem britischen AAA regelte derweil die Reparatur und Rücktransport. Man kann sich vorstellen, dass wir drei Kreuze machten, als wir abends auf der ‚Pride of Rotterdam‘ beim Abendbuffet saßen. Wohlbehalten, aber auch kaputt, waren wir dann am nächsten Tag (Mittwoch) gegen 16:00 Uhr zu Hause. Zuerst dachte ich, schön das Du einmal bei der Tourist Trophy auf der IoM dabei warst, das reicht jetzt auch. Ein Motorradtraum ist in Erfüllung gegangen. Doch je länger ich zurückblicke, desto mehr reift in mir der Gedanke irgendwann noch einmal zur IoM zu fahren. Drei Tage auf der Insel sind zu kurz um die Insel in Ruhe zu erkunden. Sie bietet viel mehr als einfach nur die TT. Ob ich dem Bann der Insel noch einmal erliege, wer weiß, die Zeit wird es zeigen. Volker Kahlich (Der Reisebericht ist in gekürzter Fassung unter dem Titel ‚Ideallinien auf der Insel?‘ im Kradblatt Ausgabe Januar 2006 erschienen) |